"TUAREG" IM NATIONALSTAAT 

„Es ist das vitale Interesse jedes Staates, [...] das Nomadentum zu besiegen, [...]“
        (Deleuze/Guattari 2005: 532).

NATIONALSTAAT

Aus den Kolonien formten sich in den 1960er-Jahren Nationalstaaten, die sowohl die koloniale Grenzziehung und Machtzentren wie auch europäische Demokratie- und Staatsmodelle übernahmen. Gesellschaften anderer ethnischer Zugehörigkeit  übernahmen die Macht in den neuen Nationalstaaten.  Regierungsmetropolen weit ernfernt vom Tuareg  Gebiet entstanden. Keinerlei Rücksicht wurde dabei auf die Bevölkerung der Imuhar/Imascheren/Imuschar genommen, sondern deren Marginalisierung etabliert. Das Land der Tuareg wurde zum Staatseigentum samt deren Bodenschätze. Die Nomadenfamilien, die Jahrhunderte lang auf "ihrem" Land lebten, wurden zu Landlosen.

SESSHAFTMACHUNG
Von den Nationalstaaten gab es intensive Bestrebungen die "Tuareg" NomadInnen sesshaft zu machen. Damit konnte man die Kontrolle über die Bevölkerung besser ausüben. Massiv wurde versucht den Nomadenfamilien ihre Kinder zu entziehen, einzuschulen und in Internaten unterzubringen. 
 

NOMADENTUM
Mittlerweile erkennen die Nationalstaaten die Qualitäten im Nomadismus, dem es gelingt selbst karge Landschaften wirtschaftlich zu nutzen. In der Nomadenwirtschaft sind nach wie vor fast ausschliesslich Tuareg zu finden, nicht so im urbanen Tuareg-Gebiet.

  Arlit (Nord Niger)

SESSHAFTE
Niedriger Lebensstandard, umfangreiche Korruption und enorm hohe Arbeitslosigkeit herrschen im urbanen Umfeld des Tuareg Gebietes. In den Städten wie Tamanrasset dominiert die arabische Bevölkerung während in nigrischen Städten im Tuareggebiet die Hausa-Bevölkerung dominiert. 

 

Entwicklung von urbanen Räumen in Südalgerien

Die sozialen und wirtschaftlichen Netzwerke zwischen den sieben Hauptgruppen der Imuhar wurden durch die fünf sich unterschiedlich entwickelnden und sich abschottenden Nationalstaaten gekappt. Das Territorium der Kel Ahaggar, welches jetzt im Nationalstaat Algerien liegt, ist selbst nicht direkt geteilt worden, wie zum Beispiel das Gebiet der Kel Azjer, das sich nun in Libyen und Algerien befindet. Jedoch ist das ausgewogene Geflecht aus Punkten und Linien aus dem Gleichgewicht geraten.
Ursprünglich war die Ortschaft Abalessa ein, wenn nicht der wichtigste Handelsknotenpunkt in der Region, genau zwischen dem Gebiet der Taytoq und der Kel Ahaggar gelegen. Die jetzige Stadt Tamanrasset, westlich des Ahaggar-Gebirges platziert, wurde unter kolonialer Militäradministration errichtet und permanent gefördert. In knapp 100 Jahren ist sie von 42 BewohnerInnen im Jahr 1909 (Keenan 1977: 359) auf 150.000 EinwohnerInnen (Keenan 2006: 920) mutiert. Ein artifiziell ausgearteter Knotenpunkt schaffte ein Zentrum mit magnetischer Wirkung, das vor allem Nicht-Imuhar anzog und weiterhin anzieht.
Waren es zunächst einzelne Gruppen der Kel Ahaggar, die ihr nomadisches Leben aufgaben und permanent sesshaft wurden, so lösten die politischen Unruhen in Nordalgerien seit Anfang der 1990er-Jahre eine enorme Zuwanderungswelle vor allem von AraberInnen nach Tamanrasset aus. Nun sind es vor allem afrikanische MigrantInnen aus den Subsahara-Ländern, die im Transitraum Tamanrasset warten. Diese Entwicklung macht die etwa 25.000 Kel Ahaggar (Keenan 2004: 68) zu einer Minorität in ihrer eigenen Region. Traditionell überregionale Verbindungspunkte wie die Oase Abalessa sind in eine periphere Lage geraten. 

  Innenstadt von Tamanrasset (Nord Algerien)
 

 

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