KLEIDUNG : ISELSA

MODE / FRISUREN / EINKAUF
 

Die Verhüllung des Körpers unterliegt bei Imuhar (Tuareg) Nomaden  und Nomadinnen sozialen und kulturellen Normen. Der gesamte Körper ist verhüllt. Die Alltagskleidung, vorwiegend aus Baumwolle, ist zugleich auch die Arbeitskleidung, die Tag und Nacht getragen wird. Diverse Botschaften können bei der Verwendung der textilen Verhüllung des Körpers übermittelt werden. Die Geschlechterzugehörigkeit in der Gesellschaft der Imuhar ist ab dem Jugendalter damit klar ablesbar.


Frauenkleidung

Tesirnest 

TESIRNEST UND ROBA
Frauen tragen über ein langes buntes Kleid (Roba) ein Wickelgewand (Tesirnest), das auch den Kopf bedeckt.
Obere Bekleidung
Ein Tesirnest ist ein circa 2 x 5 Meter großes Stoffstück. Dieses wir mit einer speziellen Knotentechnik verbunden,  über die Schultern gehängt und dann der Rest des Stoffes um den Körper inklusive Kopf gewickelt.
Untere Bekleidung
Unter dem Tesirnest wir immer ein langes Kleid getragen. Dieses ist mein aus Baumwolle und bevorzugt mit kleinen Blumenmotiven versehen.
Statt dem langen Kleid (Roba) tragen Frauen heutzutage auch einen langen weiten Rock mit T-Shirt. Nomadinnen legen grossen Wert darauf, dass das Oberteil immer mit Ärmeln versehen ist.   
Im Winter ziehen Nomadinnen manchmal einen Pullover oder eine Weste über das Kleid an.

Bukar (Indigo)

BUKAR UND ROBA
Während junge Frauen im Alltag gerne bunte Wickelgewänder tragen, bevorzugen ältere Frauen eher ein indigofarbenes Gewand (Bukar) über einem Kleid (Roba) als Kleidung in der Wüste. Der indigofarbige Bukar färbt extrem ab, sodass die Haut sich sehr schnell bläulich einfärbt. Daher werden die Imuhar auch als die blauen Menschen bezeichnet. Traditionell wird dieser dickere Baumwollstoff in Kano (Nigeria) gefärbt und eine wachsartige Substanz in den Stoff eingeschlagen, so dass dieser schimmernde Indigoeffekt eintritt. Nach mehrmaligen Waschen wirkt der robuste Stoff wie ausgewaschener Jeansstoff.

Nutzungsvarianten                                                                                                     
Der Tesirnest ist als Arbeitskleidung für Frauen vielseitig zu verwenden. Um den ganzen Körper gewickelt, wärmt er in den Wintermonaten bei den verschiedenen Tätigkeiten. Bei Holzarbeiten wird der untere Teil des Wickelgewandes halb hochgeknotet, sodass man nicht an den dornenreichen Akazienästen hängen bleibt. Diese beutelähnliche Stufe des Tesirnest wird auch zum Transport von Gegenständen verwendet, aber es ist auch möglich, mit einer gewissen Technik den gesamten unteren Teil nach oben um den Bauch zu wickeln. Mehr Armfreiheit erreicht man, indem das Wickelgewand über die Schulter gelegt wird. Der obere Teil der Bekleidung kann rückwärts so verknotet werden, dass nur ein schärpenähnliches Stück mit knapper Kopfbedeckung übrig bleibt. Bei dieser Stufe des Gewandes ist fast das gesamte Unterkleid zu sehen. Kleinere Gegenstände wie süße Harzstücke können direkt in das Tuch verknotet werden.
Der Tesirnest ist eine an klimatische und ökologische Bedingungen adaptierbare Kleidung, die von jeder Nomadin individuell verwendet wird. Das lange Unterkleid wird niemals hochgesteckt.

Innerhalb des Zeltlagers, insbesondere wenn Männer anwesend sind, ist der Tesirnest immer um den gesamten Körper gewickelt, sodass das Unterkleid nicht zu sehen ist.

 

Männerkleidung

Männer tragen meist über einem T-Shirt ein mittellanges bis langes Baumwollhemd mit einer weiten langen Hose (Ekerbey), und ihre turbanähnliche Kopfbedeckung (Tagelmust/Schesch) wird auch während der Arbeit nur selten abgelegt.
Obere Bekleidung
Das Bauwollhemd ist immer mit langen weiten Ärmeln versehen und kann entweder bis knapp unter die Kniee gehen bzw. bis zu den Knöcheln reichen. Normalerweise ist das Baumwollhemd einfärbig, heutzutage findet man bei jungen Männer aber auch schon bunte Varianten. Für die kalten Wintermonate besitzen einige Männer eine Jacke.
Untere Bekleidung
Meist tragen Männer ein T-Shirt mit kurzen Ärmeln. Bei der Hose handelt es sich um eine sehr weite Hose, die oben mit einem Stoffband versehen ist und die unten zu den Knöcheln hin enger geschnitten ist. Die Hose ist bevorzugt aus dem gleichen Material wie das  Baumwollhemd.

           
Nutzungsvarianten
Männerkleidung ist nicht so facettenreich wie das Wickelgewand der Frauen. Lediglich bei Arbeiten auf dornigen Akazienbäumen wird manchmal das untere Stück des langen Hemdes um den Bauch hochgeknotet.
         

Kinderkleidung

Kleinkinder sind mit einem T-Shirt oder Hemd bekleidet. Buben ziehen Hemd bzw. T-Shirt und Hose an, wobei Mädchen darüber noch einen Rock tragen. Mit Einsetzen der ersten Periode bekommt ein Mädchen zum ersten Mal einen Tesirnest zum Anziehen.

        


Festgewand

            

Imuhar (Tuareg) Nomaden und Nomadinnen legen großen Wert auf ihr Gewand. Die Kleidung, die mit Indigo eingefärbt ist, wird hoch geschätzt. Bei Festen wie Hochzeiten, religöse Feiertag oder Namensgebungsfeiern wird die schönste und beste Kleidung angelegt.

FRAUEN
Bei Festlichkeiten wird das indigofarbene Wickelgewand (Bukar) von Frauen bevorzugt. Dieses Gewand färbt sehr stark auf die Haut ab und lässt diese blau erscheinen. Darunter tragen sie ein langes buntes Kleid.
MÄDCHEN
Kleine Mädchen ziehen bei diesen Gelegenheiten ein einfärbiges  weites langes Kleid an. 
MÄNNER
Männer tragen an Festtagen ein langes Hemd mit passender Hose aus Damast, in dem figürliche Muster aller Art eingewoben sind. Dazu ziehen sie einen grossen Turban (Tagulmust/Tagelmust) an.
BUBEN
Auch kleine Buben ziehen ein Buamwollhemd mit passender Hose an.
 

Kopfbedeckung

Ein markantes Kleidungsstück der Imuhar Nomaden und Nomadinnen, welches schon vielfältig untersucht wurde, ist die Kopfbedeckung.

FRAUEN / ALESCHU:
Ältere Frauen besitzen einen Schleier (Aleschu) zum Bedecken der Kopfhaare, der unter dem Tesirnest getragen wird. Mit dem Aleschu können sie auch Teile des Gesichtes bedecken (Siehe z.B. die Frau auf dem Titelbild von SPRECHKUNST DER TUAREG). 

 Aleschu unter Tesirnest

Der teuerste und beliebteste  Aleschu ist  aus schimmernden Indigobaumwollstoff hergestellt. Dieser wird  in schmale Streifen (ca. 2cm) hergestellt und dann händisch zusammengenäht. Dieser Aleschu ist insgesamt ca. 60 cm breit und kann 2-3 Meter lang sein.
Jüngere Frauen können sich meist noch keinen Aleschu leisten, sodass sie entweder keine zusätzliche Kopfbedeckung tragen oder ein kleineres farbiges Kopftuch anziehen.

Bei der Kopfbedeckung der Frauen ergeben sich verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten. Zunächst ist es ein Erkennungszeichen für ältere Frauen, da er vorwiegend von diesen getragen wird. Mit dem Aleschu oder mit dem Tesirnest kann das Gesicht abgedeckt werden, sodass nur die Augen zu sehen sind. In Gegenwart von mehreren Männern beziehungsweise vor männlichen Besuchern wird das Gesicht abgedeckt und dies stellt eine Kommunikationsweise dar, die auf Ehre basiert.

Tagelmust

MÄNNER / TAGELMUST:
Die Kopfbedeckung der Männer wird Tagulmust in der großen Ausführung und Schesch in der schlichteren Ausführung genannt. Imuhar können an der Wickeltechnik den Träger erkennen. Junge Männer binden den Schesch gerne so, dass der vordere Haaransatz ein Stück frei bleibt und die Haare zu sehen sind. Ältere Männer tendieren dazu, auch im Alltag einen Tagulmust zu tragen.
Die Kopfbedeckung bietet verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten. Sie kann so getragen werden, dass nur die Augen zu sehen sind oder so geöffnet werden, dass das Gesicht zu sehen ist.
Sehr teuer ist der Tagulmust, der, so wie der Aleschu der Frauen, aus mehreren schmalen Baumwollstreifen besteht, die zusammengenäht und mit Indigo eingefärbt sind. Bei Festtagen wird entweder ein indigofarbener oder weisser Tagulmust bevorzugt.
Im Alltag, vor allem bei jungen Männer (Ischumar), findet man auch gelbe, rosa, blaue, lila, schwarze, rote oder grüne Schesch-Varianten aus Baumwolle.
Schesch
 

Tagulmust (Tagelmust/Tagoulmoust) wickeln bzw. binden

Wenn Sie sich Ihren eigenen Tagelmust (Turban) herstellen möchten, dann kaufen Sie sich einen ca. 60 cm x 200 cm breiten Streifen Baumwollstoff und wickeln ihn wie folgt:

Das Baumwollstoffstück für den Tagulmust ist circa 60 cm breit und kann mehr als 4 Meter lang sein in der grossen Ausführung.
Die kleine Variante des Tagulmust, Aschesch (Chech, Achech, Schesch) genannt, wird wie folgt gewickelt:

1) Die Stoffbahn über den Kopf legen, wobei das rechte Ende circa 1 m vom Kopf aus herunterhängt.
2) Das linke Ende einmal um das Kinn und vertikal um den gesamten Kopf binden.
3) Das Stoffstück vor dem Mund nach vorne drehen und über dem Kinn wie auf Bild 4 festzurren.

4) Das linke Ende fest ziehen, sodass Kinn, Mund und Nase bedeckt sind.
5) Das linke Ende leicht eindrehen und dann  horizontal um den Kopf wickeln.

6) Nun weiter mehrfach fest um den Kopf wickeln.

  
7) Das Ende der linken Stoffbahn seitlich feststecken.
8) Das Stoffstück unter dem Kinn nach unten ziehen. Fertig.

Bei der grossen Variante Tagelmust ist die Stoffbahn länger und wird entsprechend mehrfach um den Kopf gewickelt. Im Niger wird in die festliche Ausführung des Tugelmust oft noch eine kleine silberne Rolle mit einem religösen Spruch mit eingefügt.

 

Fußbekleidung

In früheren Zeiten wurden selbstgefertigte Ledersandalen getragen. Diese wurden später mit Sohlen aus Gummistücken von Autoreifen verstärkt.

Frauenschuhe
Noch vor 10 Jahren haben Nomadinnen meist Gummi-Schlapfen (Flip-Flops) getragen. Nachedem zunächst nur Männer Plastiksandalen aus Italien getragen haben, begannen auch ältere Frauen diese zu tragen. Heutzutage bevorzugen Nomadinnen femininere Kunststoffsandalen, die durchaus auch mit Absätzen versehen sind.
Die  Plastikschuhe sind jedoch unter den rauen Bedingungen in der Wüste nicht sehr lange haltbar.

Männerschuhe
Neben Kunststoffsandalen werden heutzutage auch robustere Ledersandalen angezogen. Feste Schuhe mit Socken werden nur selten getragen, da sie sich auch schnell mit Sand füllen. Wanderschuhe (als Hinterlassenschaft der Touristen) werden nur ganz selten getragen.

Kinderschuhe
Kinder tragen meist keine Schuhe. An Festtagen tragen sie Gummischlapfen oder Plastiksandalen.

Nutzung
Die Nutzung der Fußbekleidung sagt ebenfalls einiges über ihre TrägerInnen aus. BesucherInnen tritt man möglichst immer mit Schuhen, meist Sandalen, entgegen. Wenn man sich niedersetzt, zieht man möglichst zuerst die Sandalen aus. Betritt man ein Zelt, zieht man die Schuhe vor dem Eingang aus.

 

Frisuren

    
Kel Ahnet Mädchen - 3 seitliche Zöpfe  geflochten bzw. gedreht

            
Kel Ahaggar Mädchen-                          Kel Ahnet Frau -
6 seitliche Zöpfe geflochten                   Gedrehte Zöpfe

Frauen:
Nomadinnen bevorzugen nach wie vor lange Haare. Mädchen und junge Frauen tragen oft eine kunstvollgeflochtene Frisur. Meist werden mehrere Zöpfe auf jeder Seite und ein Zopf am Hinterkopf geformt. Älteren Frauen tragen meist zwei gedrehte lange Zöpfe.

Männer:
Heutzutage tragen jüngere wie ältere Männer ihre Haare sehr kurz unter dem Tagelmust.
 

Einkauf

Kel Ahnet-Nomadinnen sind unter anderem durch ihre Kinder und ihr Vieh an den Standort Wüste gebunden und daher abhängig von dem, was die Männer für sie in den Oasen einkaufen. Männer betreiben den Handel auf lokalen Märken und kaufen dort die benötigte Kleidung.

Über die lokalen Märkte haben die Nomaden  Zugang zu westlicher Kleidung, die geschätzt wird, jedoch nicht den gleichen kulturellen Stellenwert wie der traditionelle Kleidung erreicht. Die Kleidung der Männer und Frauen symbolisiert die Mitgliedschaft in einer bestimmten sozialen Gruppe. Sie stellt ein Symbol der Eigendefinition dar.

KLEIDUNG DER NOMADINNEN  IN MALI
 

Die Kleidung der Nomadinnen/Nomaden in Nord Mali entspricht im Wesetlichen der Kleidung der Nomadinnen/Nomaden in Süd Algerien.

KLEIDUNG DER NOMADINNEN  IM NIGER

Die Kleidung der Nomadinnen im Niger besteht heutzutage aus zwei Teilen: Einem kurzen weiten Oberteil und einem Wickelrock. Darüber wird manchmal noch ein grosses Tuch  (Art Skola) getragen.

 Festkleidung

 Alltagskleidung

 

Die Männerkleidung entspricht im Wesentlichen der Kleider der Nomaden in den anderen Gebieten. Manchmal findet man auch Stickereien am unterren Saum der Hose. Dies wurde von den südlichen Umgebungsgesellschaften übernommen.

 


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