Kamelsättel ( Camel saddle )

Imuhar (Tuareg) Nomaden und Nomadinnen besitzen verschiedene Reit- und Transportsättel.

TACHAWIT


Nomadinnen benutzen einen eigenen Reitsattel, den Tachawit. Dieser Holzsattel erlaubt ihnen, auf dem Höcker des Kamels wie auf einem Thron zu sitzen. Die große Sitzfläche ist quadratisch, links und rechts flankiert von einem Holzbogen, der mit jeweils drei geschnitzten Holzstöcken (Esorga) verziert ist. Diese Sättel werden von den Frauen im Kollektiv hergestellt. Auf die Sitzfläche, die mit Lederriemen bespannt ist, kommt eine Matte aus Afazogras und darauf legt man eine spezielle, sehr große Decke (Tagedanfest) die den Kindern in der Nacht auch als Decke dient. Links und rechts vom Sattel stehen zwei Holme heraus, an die sie bei der Übersiedlung ihre Kleidersäcke hängen kann. Lange schwarze Bommeln mit roten Schleifen werden als Dekoration an die linke und rechte Flanke des Kamels hinter dem Sattel befestigt.
Schon junge Mädchen möchten ein weißes Reitkamel samt einem Tachawit besitzen, jedoch benötigt man viel Geschick und Können, um auf diesem hohen Sitz zu reiten. Wenn das Kamel hockt, setzt sich die Frau noch vor dem Sattel auf den Widerrist des Kamels, gibt einen Fuß auf den oberen Halsrand des Kamels und treibt es auf. Erst wenn das Kamel sich in Bewegung gesetzt hat, zieht sie sich auf die Sitzfläche des Tachawit hinauf. Sie hat einen Zügel in der Hand, der mit einem Eisenring an der rechten Nüster des Kamels befestigt ist. Mit dem Zügel kann sie lenken, und mit Fußtritten auf den Widerrist des Kamels kann sie es antreiben.

TEBEYUT
Wenn kein Tachawit zur Verfügung steht, dann reiten Frauen und Mädchen auf dem Tebeyut, der auch auf den Höcker zu liegen kommt. Dieser besteht aus kreuzförmigen Hölzern links und rechts vom Höcker, die vorne und hinten mit einem Holm über dem Rücken des Kamels befestigt sind. In dem Fall sitzt die Nomadin jedoch breitbeinig auf dem Sattel. Ansonsten ist der Tebeyut auch als Transportsattel in Verwendung. Diese Sättel werden auch von den Nomadinnen hergestellt.

AHANEKA


Für ganz kleine Kinder gibt es einen Sänfte ähnlichen Sattel, den Ahaneka, der auch auf dem Höcker befestigt. Darin können die drei kleinsten Kinder reiten. Dieser Sattel wird ebenfalls von Frauen hergestellt und ist recht praktisch konzipiert. Er kann nämlich umgekehrt hingestellt werden und dann als Aufhängung für einen Wassersack dienen. Bei Übersiedlungen hängen die Nomadinnen auch sämtliche Küchenutensilien an diesen Sattel.

ELEKI
Als Transportsattel für Kamele wird ansonsten der Eleki verwendet. Dieser hat vorne zwei Holzholme, woran eine dicke mit trockenen Gräsern gefüllte Stoffschlaufe befestigt wird. Diese Schlaufe wird dann einfach über den Höcker gestülpt. Den Eleki stellen Männer her und den Stoffring nähen sie mit speziellen, extra langen Nadeln zu.

TARIK


Der Reitsattel der Männer, Tarik, ist vorne mit einem Kreuzholm und hinten mit einer hohen Rückenlehne ausgestattet. Die Grundkonstruktion besteht aus Holz, die mit reich verziertem Leder überspannt ist. Dieser Sattel wird vor dem Höcker montiert, wobei der Reiter die Füße kreuzweise auf den oberen Halsrand des Kamels gibt. Mit dem Zügel, denselben, den auch Frauen benutzen, kann er dann das Kamel lenken beziehungsweise anhalten und, mit Tritten auf den Halsrand, antreiben.

TAYAST
Es existiert auch eine schlichtere Ausführung dieses Sattels, Tayast, der vorne einen Trapezholm besitzt und rein aus Holz ist.

Es wird vermutet, dass die Satteltypen der Imuhar einen arabischen Ursprung haben (dazu siehe Dostal 1967).

Die männerspezifische Zusatzausstattung eines Reitkamels ist beachtlich. Die Teminast, eine flache Metallschale, befestigt an einem langen Lederband am vorderen Teil des Sattels, gehört dabei zur Grundausstattung. Zu besonderen Anlässen werden lange, schwarze Bommeln links und rechts am hinteren Teil des Sattels befestigt. Zu einem gut ausgestatteten Kamel dürfen auch eine bestimmte farbige Satteldecke und eine gedrehte Lederpeitsche nicht fehlen. Die schmückende genderspezifische Ausstattung des Kamels ist besonders an weißen Kamelen ausgesprochen beliebt.


Ausschnitte aus / weiterführende Informationen in:

Mobilität in der Sahara
Tuareg Nomaden und ihre Reitkamele in der algerischen Wüste
 in
2012: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien (MAGW), Band 142

Imuhar (Tuareg) Kamele

SITEMAP

STARTSEITE
Home

 


VORTRÄGE
Workshop 2013

Workshop 2015

KONTAKT
IMPRESSUM

 

 

IMUHAR (TUAREG)
Einführung


 

Sahara

Ernährung

Zelte (Mobile Wohnform)

Mode (Keidung,Frisur,..)

Schmuck

Zeiten

Glauben/Geister

Arbeit

 

Bezeichnungen

Etymologie TUAREG

Etymologie IMUHAR


Ursprung

Geschichte1/Besiedlung

Geschichte2/ Kolonie
Geschichte3/ Staat

 

MYTHOS Noble
MYTHOS Ahal
MYTHOS Vorfahren

 

Soziales System

Kel Ulli/Ihaggaren
Politisches System
Generationen


PostnomadInnen
Rebellion/Aufstand

Sprache

Schrift
Rätsel
Sprichwörter
Geheimsprache Tenet

Geheimsprache Tagenegat

Musik /Gedichte,klassisch
Neue Musik
Neue Musik Bands
Aktuelle Musik Konzerte


 

NOMADINNEN
Einführung



Einführung nomad. Arbeit

Nomaden Frauen Arbeit
Nomaden Kinder Arbeit
Nomaden Männer Arbeit
Dimensionen der Arbeit
Arbeitskonzept

Kamele
-Kamelsättel
Ziegen
Schafe
Esel
Hunde
 

Standortwahl
Entscheidungsprozesse
Standortwechsel

Nomadische Netzwerke
 

Nomadismus

Nomadismus/Nomadologie
Moderne Nomaden+ Globalisierung
PostnomadInnen
Zukunft Nomadentum
 

FORSCHUNG
Übersicht



Linguistische
Anthropologie

Ethnographie des
Sprechens

Sprechgenres
Feldforschung

PUBLIKATIONEN
Übersicht



BÜCHER
Sprechkunst der Tuareg
Tuareg Society within a Globalized World
Nomaden der Sahara

ARTIKEL
SONSTIGES

TAMAHAQ-WÖRTERBUCH
Einführung



TAMAHAQ-DEUTSCH
A-Z
Fragen
Tiere
Ausrufe
Zeiten
Redewendungen

DEUTSCH-TAMAHAQ
A-Z
Verben
Haushalt/Kleidung
Ernährung
Menschen/Verwandtschaft
Zahlen
Masse

GRAMMATIK
Hauptwörter
Fürwörter
Verhältniswörter
Verben
Eigenschaftsverben
Bindewörter
Diverses zur Grammatik
 

SCHRIFT
Tifinar (Tifinagh)