SPRECHGENRES
(SPEECH GENRES)


„From one standpoint the analysis of speech into acts is an analysis of speech into instances of genres“
(Hymes 2003: 45).

Schon die Gebrüder Grimm sammelten im frühen 19. Jahrhundert zahlreiche Märchen und Sagen. Darauf aufbauend beschäftigt sich traditionell die Volkskunde (folklore) mit den verschiedenen Sprechgenres. In der Linguistischen Anthropologie (und Anthropologischen Linguistik) ist seit Boas (1940), Sapirs (1909) und Malinowskis Werk (1960) das Interesse an Sprechgenres geweckt. Nach Hymes beschäftigen sich vor allem Sherzer, Briggs und Bauman mit Sprechgenres.

Sherzer (2002: 69) bezeichnet einige Sprechgenres als speech play and verbal art und schreibt dazu:

„This forms of talk and interaction, when contextualized ethnographically, reveal much about a group of people`s social, cultural, and personal lives - their systems of beliefs, their daily preoccupations, their relations with others, and the kinds of changes they are undergoing“.


SPRECHGENRES NACH HYMES
Hymes geht in seinen ersten Werk (1971 [1962]) über die Ethnographie des Sprechens nicht auf Sprechgenres ein. Erst in seinem Artikel von 1967 bekommen die Sprechgenres einen fixen Platz innerhalb der Komponenten des Sprechens.

„ ... by genres are meant categories or types of speech act and speech events“ (Hymes 1967: 25).

BESCHÄFTIGUNGSFELDER
Es finden sich verschiedene Studien, die sich mit einzelnen Sprechgenren beschäftigen, zum Beispiel: Mythen/Erzählungen (u.a. Sapir 1909; Erdoes/Ortiz 1999), Rededuelle (Friedl 1962; Dundes/Leach/Özkök 1972; Gossen 1976), Lobsingen (Smith 1957) , Poetik (Feld 1982), Schweigen (Basso 1970; Gal 1989), Witze (Berger 1997; Chiaro 1992; Davies 1990; Douglas 1968), Rätsel (Messenger 1960; Scott 1965; Beuchat 1957), Sprichwörter (Arewa/Dundes 1964; Prahlad 1996), Flüche (Evans-Pritchard 1956; Kratz 1989), rituelles Sprechen (Kuipers 1990; Duranti 1984), Begrüßung (Duranti 1992) und zu Genres allgemein (siehe zum Beispiel auch Ben Amos 1976 [1969] oder Backhtin 2003 [1986]).

ELEMENTAR- UND MINIMALGENRES
Zwei Typen von Sprechgenres werden unterschieden (siehe zum Beispiel Backtin 2003 [1986]):
Zum ersten zählt weitgehend all das, was wir tagtäglich mit der Sprache tun, während der zweite Typ eher die komplexen und häufig schriftlichen Formen umfasst. Hymes (1979: 180ff) unterscheidet zwischen Elementar- oder Minimal-Genres und komplexen Genres. Zu den erstgenannten Genres zählt er Rätsel, Sprichwörter, Gebete und kleine Versformen. Das Geschichtenerzählen der Zuni (nordamerikanische Pueblo-IndianerInnen) in förmlicher Vortragsweise zählt er zu den komplexen Genres. Diese Differenzierung ist jedoch kritisch zu sehen, da zum Beispiel Basso (1996) gezeigt hat, dass schon die Verwendung von geographischen Bezeichnungen bei den westlichen Apachen hochkomplex sein kann.


Wasserstelle in der Sahara mit der Bezeichnung: Angrei Akli - Quält den Sklaven

ANWENDUNGSBEISPIEL
Bei der Analyse von einzelnen Sprechgenres ist jedoch darauf zu achten, dass diese nicht zeitlos oder fixiert sind. Sie besitzen auch keine einheitliche Struktur. Daher ist eine umfangreiche komparative Studie erforderlich, um ein spezielles Sprechgenre einer Gemeinschaft, wie zum Beispiel Rätsel mit Rätseln anderer Sprechgemeinschaften vergleichen zu können. Im Buch  Sprechkunst der Tuareg  werden die einzelnen Sprechgenres personalisiert und am Schauplatz dargestellt. Damit werden die einzelnen Komponenten in Zusammenhang gesetzt.
Die Genres in ihrer Gesamtheit bilden die Grundlage für die Struktur und Organisation unseres Sprechens. Dementsprechend schreibt Backtin (1986: 79) auch:

„If speech genres did not exist and we had not mastered them, if we had to originale them during the speech process and construct each utterance at will for the first time, speech communication would be almost impossible.“

Das Problem bei der Betrachtung der Sprechgenres ist jedoch:
„The wealth and the diversity of speech genres are boundless ...“ (Backtin 2003 [1986]: 60).


Im Buch Sprechkunst der Tuareg: Interaktion und Soziabilität bei Saharanomaden werden einige prägnante Beispiele von Sprechgenres aus der Gesellschaft der Imuhar (TUAREG) herangezogen, die dem Verständnis der spezifischen Sprechweise dienlich sind.

Zum Beispiel:
Imuhar (Tuareg) Rätsel
Imuhar (Tuareg) Sprichwörter

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