Entscheidungsprozesse bei Umzügen

Wenn bei den Imuhar (Tuareg) Nomaden und Nomadinnen das trockene Holz zu Ende geht, sich das Wasserreservoir leert, oder die Weiden abgegrast sind, so sind das alles Gründe zum Standortwechsel.

FRAUEN

Oft werden Späher ausgesandt, um nach besseren Konditionen innerhalb des Tals oder in anderen Tälern Ausschau zu halten. Danach wird gemeinsam beraten, wo der neue Standort liegen wird. Wer entscheidet aber schlussendlich, wann und wohin übersiedelt wird?

Anja:   Wann werden wir umziehen?

Kela:   Bald! Aber ich weiß nicht wann genau. Geh zu Mariemma und frag sie. Sie sagt dir, wann wir weggehen.

Anja:   Wieso entscheidet das Mariemma?

Kela:   Sie besitzt die meisten Tiere.

Dieses kurze Gespräch führte ich in einer Zeit, in der die meisten Männer seit vielen Tagen nicht im Lager waren, da sie mit den Dromedaren auf den Fernweiden beschäftigt waren. Gemeinsam diskutierten die Frauen an den Nachmittagen wann und wohin sie als nächstes ziehen. Schlussendlich entschied dann die Frau mit der größten Herde, da sie auch organisatorisch am meisten zu bewältigen hatte. Sie ist die Tamrart, die Führerin der Gruppe.

MÄNNER

Wenn Männer sich mit den Dromedarstuten im Lager aufhalten, beraten sie sich mit den Spähern. Frauen haben bei diesem Prozess eine Beraterinnenfunktion. Letztendlich entscheidet der Amrar. Amrar ist einerseits die Bezeichnung für einen Ehemann, anderseits ist jeweils ein Mann der Gemeinschaft der Amrar, sozusagen der Leiter der Gruppe. Diese Position wird nicht nach dem Senioritätsprinzip vergeben, sondern erfolgt nach den Kriterien der Kompetenz, Führungsqualität und  der ihm zugesprochenen Taitte (Intelligenz/Verstand). Bei einer Feldforschung reiste ich mit einer Gruppe von sechs Zelteinheiten, deren Amrar der Jüngste der Ehemänner war und deren Tamrart die Ehefrau des ältesten Mannes der Gruppe war. Fällt die Entscheidung am Abend, dass am nächsten Morgen der Umzug erfolgt, kann es trotzdem möglich sein, dass nicht übersiedelt wird. Setzt etwa in der Nacht heftiger Wind ein und liegt Sand in der Luft, kann das ein Grund zum Verweilen sein, aber auch, wenn die Lastdromedare für das Gepäck nicht rechtzeitig eingefangen werden können. 

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